Die regionale Feuerwehrübungsanlage gilt als Leuchtturmprojekt in Sachen Feuerwehrausbildung in ganz Baden-Württemberg. Sie ist das erste Trainings- und Ausbildungszentrum neben der Landesfeuerwehrschule, die alle Möglichkeiten der Ausbildung bietet, wie sie heutige Einsatzszenarien erfordern. Staatssekretär Wilfried Klenk vom Landesinnenministerium betonte den Vorbildcharakter für weitere landesweite Planungen.
Welche Bedeutung die neue regionale Feuerwehrübungsanlage (Füba) im ganzen Land hat, zeigte die Reihe der hochkarätigen Gäste aus dem Landesinnenministerium, der Landesfeuerwehrschule, aus dem Regierungspräsidium Freiburg, Repräsentanten aus den angrenzenden Landkreisen und den Feuerwehren. Eingeweiht wurde die Anlage, die unterm Strich rund 7,5 Millionen Euro gekostet hat und vom Landkreis zusammen mit der Stadt Freiburg als interkommunales Projekt finanziert wurde, vor wenigen Tagen im Gewerbepark Breisgau. Möglich machte das auch ein Zuschuss des Landes in Höhe von über 3,4 Millionen Euro. „Für Baden-Württemberg ist die Füba ein Leuchtturmprojekt“, betonte der Staatssekretär im Landesinnenministerium, Wilfried Klenk. Er unterstrich den Vorbildcharakter für weitere Anlagen dieser Art, weil die neue Einrichtung neben der Landesfeuerwehrschule einzigartige Ausbildungsmöglichkeiten biete. Das sei auch der Grund für die hohe Landesförderung gewesen, sagte Klenk und würdigte bei diesem Projekt auch die interkommunale Kooperation zwischen Landkreis und der Stadt Freiburg. Darüber hinaus öffneten die beiden Projektpartner diese Anlage auch der Ausbildung für Feuerwehren aus den benachbarten Landkreisen Emmendingen und Lörrach. Nur über eine kompetente und hochwertige Ausbildung ließe sich die unverzichtbare Einsatzbereitschaft der Feuerwehren auch in Zukunft gewährleisten, erklärte er weiter. Dazu brauche es Kreisgrenzen übergreifende Übungsanlagen und optimal unterwiesene Ausbilder. Das erfordert nach Auffassung des Staatssekretärs hohe Investitionen, die die Kommunen für eine optimierte Ausbildung ihrer Feuerwehren alleine nicht stemmen könnten. Ein wohnortnahes Ausbildungszentrum wie die neue Feuerwehrübungsanlage erleichtere die Ausbildung der berufstätigen Feuerwehrleute, die für entsprechende Lehrgänge, wie sie bisher nur die Landesfeuerwehrschule bietet, keinen Urlaub opfern müssten. Für das Landesinnenministerium sei das hervorragende Betriebskonzept des neuen Ausbildungszentrums ein weiterer Grund für die hohe Förderung. Klenk verwies dabei auf die zusätzliche Auslastung durch Ausbildungszeit für die benachbarten Landkreise Emmendingen, Lörrach und bei Bedarf auch darüber hinaus. Landrätin Dorothea Störr-Ritter erinnerte an die Aufgaben der Feuerwehren: „Es ist unglaublich, in welche gefährlichen Situationen sich Feuerwehrleute begeben.“ Deshalb sei eine umfassende Ausbildung in einer entsprechend ausgestatteten Übungseinrichtung mit von der Landesfeuerwehrschule unterwiesene Ausbilder notwendig. Als das Amt für Brand- und Katastrophenschutz 2010 das Projekt dem Kreistag vorgestellt hatte, sei es auf großes Wohlwollen gestoßen, bedankte sich die Landrätin. Die Landrätin hob das Engagement von Kreisbrandmeister Alexander Widmaier und des Freiburger Feuerwehrkommandanten Ralf-Jörg Hohloch hervor, die federführend an der Entwicklung des Anlagekonzeptes seit vielen Jahren gearbeitet hätten. Nach zahlreichen Vorbereitungsgesprächen habe man 2015 mit einer Machbarkeitsstudie eine komplette Ausbildungsanlage konzipiert. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg hat wie schon beim Betrieb der integrierten Rettungsleitstelle hervorragend funktioniert“, bedankte sich Störr-Ritter bei Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn. Mit dem regionalen Ausbildungszentrum schließe man eine Lücke zu der weit entfernt stationierten Landesfeuerwehrschule. Genutzt wird die Anlage künftig von rund 3000 Feuerwehrleuten, die von über 100 Ausbildern aus den Stadt- und Landkreisen unterwiesen werden. „Die Füba ist ein Meisterstück der Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis“, betonte auch Oberbürgermeister Martin Horn. Für ihn bemerkenswert sei die Vielfalt der unterschiedlichen Ausbildungsbausteinen, wie sie künftig angeboten werden könnten. Er dankte dem Land für das finanzielles Engagement. „Der Gewerbepark ist ein bisschen stolz darauf, dass die Füba hier stationiert worden ist“, betonte Gewerbepark-Chef Markus Riesterer. Selbst Feuerwehrmann und früherer Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes konnte die Qualität des Ausstattungskonzeptes der Anlage beurteilen: „Hier wurde mit großem Fachwissen und mit Detailversessenheit der beiden Chefdenker Widmaier und Hohloch großartiges mit Vorbildcharakter für die Zukunft geleistet.“ Nach einem Druck auf einen symbolischen Buzzerknopf setzten der Staatssekretär, die Landrätin, der Oberbürgermeister gemeinsam mit den Führungskräften beider kommunaler Verwaltungen und den beiden Cheforganisatoren die Anlage offiziell in Betrieb.
Das bietet die neue Übungsanlage
Weil die Feuerwehreinsätze im Laufe der Jahre immer komplexer und anspruchsvoller geworden sind, können die Einsatzkräfte mit den neuen Ausbildungs- und Übungsmöglichkeiten der Füba, die sich auf einem Areal von etwa 11000 Quadratmetern erstreckt, optimal und nachhaltig auf ihren Einsatzdienst vorbereitet werden. Von dieser neuen Einrichtung, die vom Landkreis und von der Stadt Freiburg mit Unterstützung des Landes finanziert wurde werden etwa 10000 Feuerwehrangehörigen aus der Stadt Freiburg und aus den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und Lörrach wie auch verschiedener Werkfeuerwehren profitieren. Viele technische Details machen die neue Übungsanlage der Feuerwehren so besonders. So gibt es ein Brandhaus, in dem die Heißausbildung mit rauch- und rußbildenden Holzfeuern, also das Üben von Löschangriffen und der Umgang mit dem Feuer, gelehrt wird. Flammenausbreitungen bis zum sogenannten „Flash over“, der explosionsartigen Feuerausbreitung, zu ermöglichen. Im östlichen Gebäudeteil wird das Öffnen von Türen, die Suche nach „Opfern“ in vernebelten Räumen und das Stellen von Leitern üben. Viele Elemente sind so gefertigt, dass auch der Einsatz von schwerem Rettungsgerät keine Schäden verursacht, aber die Handhabung einsatznah ermöglicht. Im Freigelände gibt es einen speziell präparierten Bahnkesselwagen mit Gleisanlage wie auch eine Industrieanlage, an denen Gefahrguteinsätze wie Havarien wie bei echten Einsätzen nachgebildet werde können. Eine Schaumübungsanlage, eine weitere Anlage für das Retten und Sichern von „Opfern“ aus Höhen und Tiefen beispielsweise bei Baustellenunfällen gehören zu den Stationen. Auch das Abstürzen von verunfallten Fahrzeugen lässt sich simulieren wie auch die Rettung aus einem Lastwagen unter ganz unterschiedlichen Bedingungen etwa nach Brand oder Unfall. Das Übungsfahrzeug ist so präpariert, dass mit Rettungsschere und Spreizer immer wieder gearbeitet werden kann. Im Hauptgebäude findet die sogenannte Schwarzweiß-Trennung statt. So werden Feuerwehrleute nach der Übung im Brandhaus mit ihrer dekontaminierte Einsatzkleidung eingeschleust, dort können sie sich duschen und umziehen, um die Rauchkontamination nicht in die Räume zu verschleppen. Während der Übung gibt es einen autark gelegener Containerunterrichtsraum. In dem mit Holzfassade verkleidete Hauptgebäude befindet sich die neue Atemschutzgeräteträgerübungsanlage, die eine computergestützte Überwachung erlaubt. Auch dort gibt es viele Details wie präparierte Gas- und Stromanschlüsse, wie die bei Bränden im Rauch, also ohne Sicht, vorgefunden und bedient werden müssen. Mi einer extrem starken Belüftungsanlage kann die völlig vernebelte Anlage innerhalb von wenigen Sekunden „rauchfrei“ gemacht werden. Im Obergeschoss befinden sich variable Unterrichtsräume. Daneben finden sich weitere Übungsmöglichkeiten für ganz unterschiedliche Einsatzszenarien im Freigelände. Besonders die Vielseitigkeit der Übungsstationen für ganz verschiedene Aufgaben und die technische Ausführung sind aus Sicht der Fachleute bemerkenswert.
Autoren: Volker Münch, Alexander Widmaier (KBM Breisgau-Hochschwarzwald)